Was ist unser Überlebensmodus?
Wenn wir von „Überlebensmodus“ sprechen, dann meinen wir damit die uralte automatische Reaktion unseres Gehirns auf wahrgenommene Gefahren.
Daher ist es entscheidend, einen bewussten und zugleich souveränen Führungsstil zu entwickeln. Dieser sollte auf Kooperation, Klarheit und langfristigen Lösungen beruhen statt auf instinktiven Reaktionen aus dem Überlebensmodus.
In der Neurowissenschaft unterscheidet man drei Phasen
- Fight (Kampf)
Wir gehen in den Angriff – und werden damit aggressiv, dominant und fordernd. - Flight (Flucht)
Wir ziehen uns zurück - vermeiden Konflikte und geben zu viel Verantwortung ab. - Freeze (Erstarren)
Wir blockieren - fühlen uns handlungsunfähig und hoffen, die Situation erledigt sich von selbst.
Diese Reaktionen laufen im limbischen System (vor allem in der Amygdala) ab – quasi auf Autopilot, bevor der bewusste, rationale Teil unseres Gehirns (der Präfrontalkortex) mitreden kann.
Siehe Graphik.
Wie sabotiert der Überlebensmodus unseren Führungsstil?
Wenn man in Stress- oder Bedrohungssituationen in den Überlebensmodus verfällt, folgen oft diese ungewollten Effekte;
Reaktion - Man sabotiert den Führungsstil
Kampf - Man wird impulsiv, hart im Urteil und lässt keine anderen Perspektiven zu. Das Team wird verunsichert und kreative Lösungen bleiben aus.
Flucht - Man delegiert viele Entscheidungen und zieht sich zurück. Dadurch fühlt sich das Team allein gelassen und oft unsicher.
Freeze - Statt zu sprechen, bleibt man lieber ruhig und meidet Meetings. Probleme oder Gespräche, die schwierig werden könnten, bleiben ungelöst.
Konkrete Beispiele
- Man unterbricht Mitarbeitende häufiger, um die eigene Position zu behaupten (Fight).
- Man weicht unangenehmen Diskussionen aus und überlässt anderen den unbequemen Job (Flight).
- Man verschiebt wichtige Entscheidungen und gibt keine klare Richtung vor (Freeze).
Warum passiert das?
- Amygdala-Hijack
Wittert die Amygdala Gefahr, so schaltet sie blitzschnell und kann damit den rationalen Teil deines Gehirns blockieren. - Limitierte kognitive Ressourcen
Wenn man unter Stress steht, sinkt die Problemlösefähigkeit und leider auch die Selbstkontrolle. - Belohnungssystem
Neurotransmitter vermitteln ein kurzfristiges unbewusstes Erleichterungsgefühl, beispielsweise durch Konfliktvermeidung.
Strategien, um den Überlebensmodus zu umgehen
Selbstwahrnehmung trainieren
- Achte auf körperliche Warnsignale (Herzrasen, Verspannung, Tunnelblick).
- Führe ein kurzes „Stress-Tagebuch“, um Auslöser zu erkennen,
.
Atem- und Achtsamkeitsübungen
- Kurzes Innehalten: 3–5 tiefe Bauchatemzüge, bevor du reagierst.
- 1‑minütige Achtsamkeitspraxis vor wichtigen Meetings.
Mentale Distanz schaffen
- Frage dich: „Werde ich das in sechs Monaten noch bedauern?“
- Betrachte die Situation als „Beobachter“, nicht als „Betroffener“.
Rationale Anker setzen:
- Nutze Checklisten oder Entscheidungsbäume, um automatische Abkürzungen zu verhindern.
- Verpflichte dich zu einem kurzen „Cooling‑Off“, bevor du Feedback gibst.
Emotionale Intelligenz stärken:
- Übe aktives Zuhören und Empathie, um dein Gegenüber besser zu verstehen.
- Gib dir und anderen Erlaubnis, Gefühle klar anzusprechen – ohne Bewertung.
Transfer im Führungsalltag
- Vor dem Team-Meeting
Mach einen 1‑minütigen Achtsamkeitscheck. - In Konflikten
Stoppe bewusst dein erstes Impuls‑Feedback und formuliere es neu. - Nach stressigen Phasen
Reflektiere in deinem Tagebuch, ob Fight/Flight/Freeze im Spiel war.